Luca Sapio
Who Knows
(Audioglobe/Rough Trade)
Man ist verblüfft. Nicht unbedingt darüber, dass mit „Who Knows“ ein weiteres Retro-Soul-Album in an Retro-Soul-Alben nicht armen Zeiten erscheint. Aber Luca Sapio, dessen Stimmbänder sich hier in beängstigender Weise dehnen und zerren, ist Italiener. Des Rätsels Lösung ist ein längerer USA-Aufenthalt des Mannes, bei dem Sapio von einer musikalischen Diät alter Soulplatten seines Vaters gelebt hat. Die sind ihm anscheinend so in Fleisch und Blut übergegangen, dass er den legendären Soulsound der 1960er-Jahre – eher Stax als Motown – stilgerecht wieder auferstehen lassen konnte. Schmutzige Bläserriffs mischen sich mit einer giftig schimmernden Orgel, klassische Themen wie Liebesleid („So Hard To Deal With You“) und die Versuchungen der Dunkelheit („Blinded By The Devil“) finden in Sapios guttural aufgerautem Organ ihre Entsprechung. Das Album, das ausschließlich Songs in der Single-tauglichen Länge von dreieinhalb Minuten enthält, wurde in Brooklyn mit bewährten Kräften wie den Dap-Kings eingespielt.