Lyambiko & WDR Funkhausorchester
Berlin–New York
(OKeh/Sony)
Von allen Alben, die Lyambiko bislang veröffentlichte, ist dies das mit Abstand wichtigste. Weil es auf eine ganz besondere Weise einen Faden zwischen dem künstlerischen Anspruch der Sängerin mit tansanischen Wurzeln und ihrer eigenen Lebensgeschichte knüpft. Nachdem Lyambiko die Biografie von Marie Nejars „Mach nicht so traurige Augen, weil du ein Negerlein bist“ geschenkt bekam, begann sie, „ihre“ Songs zu suchen. Dabei stieß die inzwischen 41-Jährige auf alte Tonfilmschlager, Radiohits und Musicals, die deutsche und amerikanische Komponisten zwischen den 1920er- und ’50er-Jahren geschrieben hatten. Ein Spagat zwischen Berlin und New York, den sie mithilfe von Arrangeur Max Knoth und dem WDR Funkhausorchester zu einer ambivalenten, aber durchaus reizvollen Bilanz eines jahrzehntelangen, kulturellen Transfers verarbeitet. Das Resultat ist ein ebenso persönliches wie politisches Album mit vielen kleinen Schätzen wie etwa die pfiffige Version von „It’s Oh So Quiet“, das nicht etwa Björk in den 1990ern einfiel, sondern von dem Österreicher Hans Lang stammt und im Original „Und jetzt ist es still“ heißt. Wer hätte es gewusst?