Marc Copland & John Abercrombie

Speak To Me

(Pirouet/edel Kultur)

Marc Copland & John Abercrombie - Speak To MeDie Freundschaft zwischen Copland und Abercrombie reicht bis in die Saxofonzeit des heute bienenfleißigen Tastengenies aus New York City zurück. Schon 1972 trafen sich beide das erste Mal im Studio, um das inzwischen rare LP-Sammlerstück „Friends“ einzuspielen. Unter völlig anderen Parametern versteht sich: Copland, der noch seinen Geburtsnamen Marc Cohen trug, blies in ein elektrifiziertes Altsaxofon, Abercrombie malträtierte eine nicht minder verzerrte Klampfe. Interessant zu hören, wie sich das vertraute Zwiegespräch der beiden Seelenverwandten beinahe 40 Jahre später anhört. Die Neuauflage mit Piano und (fast) akustischer Gitarre gerät da wesentlich ruhiger, abgeklärter, intimer. Einmal mehr ein Hochgenuss des reaktiven Interplays, des organischen Ineinanders der Gedanken und Farben, der über die lange Zeit in unzähligen gemeinsamen Projekten (zuletzt „Five On One“) reifen konnte und nun zu einigen Momenten voller atmosphärischer Intensität führt („Left Behind“, „So Long“ oder „Falling Again“). Nur eines fällt auf: Copland, der nie auch nur eine einzige Wendung zweimal intoniert, wirkt noch fragiler, noch melancholischer als in der Vergangenheit. Mit ein Grund, warum die Führung diesmal dem blendend gelaunten Abercrombie obliegt. Deshalb ist „Speak To Me“ eine Gitarrenplatte mit subtiler Pianobegeleitung geworden. Aber eine wirklich schöne.

Text
Reinhard Köchl
, Jazz thing 91

Veröffentlicht am unter Reviews

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