Marc Schmolling
Not So Many Stars
(Schmollingstones/marc-schmolling.de)
Keine Töne zu viel, stattdessen stimmig austarierte Atmosphären jenseits von banalem Melodienfädeln oder virtuosen Blendereien. Marc Schmollings „Not So Many Stars“, benannt nach Versen Ottavio Rinuccinis für Claudio Monteverdi, ist das erste Soloalbum des Pianisten und die erste Veröffentlichung auf seinem gerade gegründeten Label Schmollingstones. Sie überzeugt durchweg, weil sie in ihrer Reduktion auf Kerne konsequent ist und doch bei jedem Hören wächst. Und man hört sie wieder und wieder, denn sie ist ein Solitär neben dem Beflissenen. Anfangs mag man an Paul Bley denken als Referenzgröße, doch mehr und mehr spricht diese beseelte Musik für sich. Schmolling jongliert mit Stimmungen, die aus herber Melodik wachsen. „Haiku“, „Nocturne“ oder „Twinkle“ heißen einige der zehn Eigenkompositionen des Münchners in Berlin, deren logische Aufeinanderfolge alles wie aus einem Guss erscheinen lässt. Skizzenhaft wirkt das und doch stringent, die Grenzen von Festgeschriebenem und Improvisiertem sind fließend, die zehn Piecen wirken wie Tagebucheintragungen, wie lyrisch verdichtete Momentaufnahmen eines genauen Beobachters, der sich mit ihnen nicht aufdrängen möchte. Eine blaue Stunde, eine Referenzstunde in Sachen Ausgewogenheit, introvertiert, doch alles andere als hermetisch schreitet Schmolling seine sparsam und mit Geschmack möblierten Räume aus.