Maria Schneider Orchestra

Data Lords

(ArtistShare/mariaschneider.com)

Maria Schneider Orchestra – Data Lords (Cover)Wenn sich Maria Schneider in den vergangenen Jahren Gehör verschaffte, dann erlangten ihre Orchesterwerke immer häufiger die Dringlichkeit, Relevanz und Detailverliebtheit von Wagner-Opern. Kein Swing-as-swing-can mehr wie noch bei Ellington oder Basie, dafür scharfkantige, voluminöse, dramatisch zwischen Hell und Dunkel mäandernde, ausufernde Arrangements, mit denen die amerikanische „Grammy“-Gewinnerin ihre Finger in offene Wunden legte. Ihre aktuelle Doppel-CD „Data Lords“ ist ein musikalischer Frontalangriff auf die Welt von Google und Facebook, den permanenten Missbrauch persönlicher Daten und ein Weckruf, der an die rapide schwindende Bedeutung von analoger Technologie, Natur, realen Gesprächen, Stille, Büchern, Poesie und Kunst erinnern soll. Die Crew, mit der Schneider die elf Suiten einspielte (unter anderen Donny McCaslin, Steve Wilson, Rich Perry, Scott Robinson, Gary Versace, Ben Monder, Frank Kimbrough, Johnathan -Blake), repräsentiert die Crème der aktuellen US-Szene, die Titel ihrer Hörstücke besitzen die Brisanz von Spielfilmen oder Romanen. Ein bipolares Meisterwerk. Der nächste „Grammy“?

Text
Reinhard Köchl
, Jazz thing 135

Veröffentlicht am unter Reviews

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