Mark Lockheart

Smiling

(Edition/Membran)

Mark Lockheart – Smiling (Cover)Noch ein Fusionalbum – aber was für eines! Mark Lockheart, seit vier Jahrzehnten so etwas wie die personifizierte Avantgarde des britischen Jazz, probiert auf seinem aktuellen Projekt einige recht unkonventionelle Kreuzungen aus: Flöte (Rowland Sutherland) mit Saxofonimprovisationen (Nathaniel Facey von Empirical), E-Gitarre (John Parricelli) mit einer fetten Bläsersektion, das Ganze unterlegt mit straigh­ten Rhythmen (Tom Herbert sowie Ex-Robert-Plant-Schlagzeuger Dave Smith). Damit legt der 62-jährige Reedsbläser wieder die verblassten Spuren englischer Jazz-Rock-Pioniere wie Nucleus, Mike Gibbs, Isotope oder Colosseum frei. Und dennoch klingen die neun Stücke keineswegs wie ein Nostalgietrip zurück in die Zeit, in der alles besser war. Natürlich verwendet Lockheart exakt dieselben Ingredienzien wie damals, aber seine wohldosierte, ausgefeilte Portionierung bietet genügend Raum für wertvolle Details, bei dem sich die Raffinesse des Jazz mit der rohen Energie des Rock gegenseitig verstärkt. Dadurch entwickelt „Smiling“ den Effekt eines zeitgemäßen Gegengiftes zum Chaos des täglichen modernen Lebens.

Text
Reinhard Köchl
, Jazz thing 153

Veröffentlicht am unter Reviews

Deutscher Jazzpreis 2025