Mark Murphy
Shadows
(TCB/New Arts Int.)
Im Booklet bekommt Mark Murphy Schützenhilfe von seiner Kollegin Sheila Jordan, obwohl er sie eigentlich gar nicht bräuchte: „Zu sagen, Mark Murphy sei ein Jazzsänger, ist eine Untertreibung. Er steht weit außerhalb dieser Kategorie. Er ist ein Poet, Schauspieler und über all dem ein warmherziger Mensch mit immensem musikalischem Talent.“ Viel muss man dem eigentlich nicht mehr hinzufügen. Die Aufnahme „Shadows“, entstanden 1998 in einem slowenischen Studio im Quintett unter anderen mit Saxofonist Karlheinz Miklin und Pianist Fritz Pauer und nun aus den Tiefen des Archivs ans Licht gebracht, ist ein Juwel des darstellenden, erzählenden Gesangs. Murphy lässt die Musik laufen, mal in den samtenen Fluss seines faszinierend profund agierenden Baritons eingebettet, dann wieder offensiv, witzig, kommunikativ improvisierend. Seine Präsenz füllt die imaginäre Bühne aus, ohne die Band zu dominieren, sein Charme bezirzt auch aus der historischen Distanz die Hörer. Seine Fähigkeit, Wörter und Sätze über Phrasierungen, Nuancierungen mit Bedeutung zu füllen, und sein markantes Timbre sind schlicht faszinierend. Mark Murphy ist und bleibt einer der großen Sänger und auch Komponisten der vergangenen Jahrzehnte, ein Meister im Hintergrund: grundlegend und bewegend.