Mary Halvorson
Cloudward
(Nonesuch/Warner)
Wer A und B sagt, muss auch C sagen. Nach „Amaryllis“ und „Belladonna“ ist „Cloudward“ schon Mary Halvorsons drittes Album auf Nonesuch. Es gibt hier ein Wiederhören mit dem grandiosen Amaryllis-Sextett, ihrer Workingband, mit der sie zuletzt auch auf Tournee war. Schon vom Klangbild her ist dieses Sextett (ohne Klavier und Holzbläser) eine rare Delikatesse. Die Band vereint zwei Blechbläser (Adam O‘Farrill und Jacob Garchik) mit einer vierköpfigen Rhythmusgruppe: Halvorson (Gitarre), Patricia Brennan (Vibrafon), Nick Dunston (Bass) und Tomas Fujiwara (Schlagzeug). Halvorsons Kompositionen an der Grenze zur Atonalität schöpfen aus dieser Konstellation originelle, sehr geschmackvolle Klangkontraste – vor allem zwischen Vibrafon und Blechsatz. Es gibt aufgeknöpfte, zupackende Improvisationen der beiden Bläser, kollektive Einmischungen der Band oder spannend-fragile Netzwerkbildungen in der Rhythmusgruppe (etwa in „Incarnadine“ mit Laurie Anderson als Gast an der Violine). Zu den Highlights des Albums gehören natürlich die einzigartigen Gitarrenfeatures. Im Intro zu „The Tower“ duettiert Halvorson mit sich selbst (mit Loops und Mikrotönen), und in „Desiderata“ lässt sie’s gehörig krachen (Jimi Hendrix war ihr Jugendidol). Viele erfrischende Ideen.