Masabumi Kikuchi
Black Orpheus
(ECM/Universal)
Dieser Auftritt in der Tokio Bunka Kaikan Recital Hall ist eine Art musikalisches Vermächtnis, denn es war das letzte Solokonzert, das der japanische Pianist Masabumi Kikuchi gab. Im letzten Sommer ist er in den USA mit Mitte 70 gestorben. Der für sein lautstarkes Begleitächzen und grunzen gefürchtete Kikuchi blieb bei diesem „Heimspiel“ erstaunlich still, produzierte kaum Nebengeräusche, von gelegentlichem Stampfen auf den Bühnenboden abgesehen. Er spielt gewohnt sperrige Musik von höchst unberechenbarer Dramaturgie, feinsinnig, verletzlich, versunken, dann ohne Vorwarnung aufbrausend, donnernd. Bei ihm laufen die Töne ineinander, verschwimmen, kollidieren, umkreisen sich, vereinen sich für kurze, nadelspitze Attacken. Interessant übrigens die Reaktion des Publikums: Nur einmal applaudiert es Kikuchi ausführlich, bei des Meisters Interpretation des brasilianischen Klassikers „Black Orpheus“. Meist aber kommt das Klatschen kurz, bündig, verhalten – phasenweise wie Kikuchis Spiel.