Matthias Rüegg

Solitude Diaries

(Lotus/Harmonia Mundi)

Matthias Rüegg – Solitude Diaries (Cover)Immer mehr Resultate individueller Corona-Bewältigungsstrategien aus dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 erblicken inzwischen das Tageslicht. Eine therapeutisch besonders anspruchsvolle Form hat dabei der in Wien wohnhafte Schweizer Komponist und Orchesterleiter Matthias Rüegg gewählt. Vom 19. März bis zum 11. Mai schrieb oder arrangierte er jede Woche fünf Tage hintereinander zwischen 18 und 22 Uhr ein kurzes Stück, das Aufschluss über seine aktuellen Befindlichkeiten geben sollte. Insgesamt entstanden dabei 40 Kurzgeschichten zwischen Klassik und Jazz, die Rüegg im Sommer von verschiedenen Pianisten aus Klassik und Jazz im Bösendorfer-Salon einspielen ließ. Die Stücke versteht der Gründer des Vienna Art Orchestra als eine Art Conclusio seines kompositorischen Schaffens an der Schnittstelle zwischen Klassik und Jazz. Tatsächlich sind sie jedoch eher verwirrende, zwischen Optimismus und Niedergeschlagenheit springende Skizzen. Mit einem schwer verdaulichen Schlusssatz im Booklet: „Der Lockdown-Irrsinn mit der Quasi-Aushebelung der Demokratie – ohne auch nur den geringsten Widerstand – war nur schwer verkraftbar für so einen Freigeist wie mich!“ Autsch!

Text
Reinhard Köchl
, Jazz thing 137

Veröffentlicht am unter Reviews

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