Max Andrzejewski's Hütte

Hütte und Chor

(Traumton/Indigo)

Max Andrzejewski's Hütte – Hütte und Chor (Cover)Das erste Stück, „Ziegenproblem“, klingt noch ganz so, wie man das Quartett Max Andrzejewski’s Hütte vom gleichnamigen Debüt vor zwei Jahren kennt: ein antizipierender, gleichermaßen kantig schroffer wie erdig schwerer Modern Jazz, der stilistische Kategorien ignoriert und Harmonik und Melodik über die Grenzen hinaus ausdehnt; zeitgenössisch, frisch und aktuell. Doch gleich in Track Nummer 2, „Auf dieser Ebene“, rutscht ein Chor aus vier Frauen- und einer Männerstimme in den verwinkelten Kosmos des Berliner Schlagzeugers und öffnet der sowieso schon eloquenten Improvisationsmusik dieses Quartetts ein neues Fenster: Wellen aus wohlig-warmem, analogem Satzgesang branden auf die scharf geschliffenen, spitzen Klippen der vier Instrumentalisten. Andrzejewski und seine „Hüttenmitbewohner“ bemühen sich überhaupt nicht um einen vordergründigen Ausgleich zwischen Jazzband hüben und Chor drüben. Vielmehr bilden die aus der Konfrontation der Traditionen und dem Gegensätzlichen in der Wahl der Ausdrucksmittel den Treibriemen, der die vokal-instrumentale Improvisationsmusik energetisch auflädt und zum Kreiseln bringt: simmernd, flirrend, oszillierend.

Text
Martin Laurentius
, Jazz thing 104

Veröffentlicht am unter Reviews

Deutscher Jazzpreis 2025