McCoy Tyner
The Montreux Years
(BMG/Warner)
„Musik für glückliche Kühe“ hat Diedrich Diederichsen vor 40 Jahren mal etwas despektierlich über McCoy Tyner geschrieben. Der gefürchtete Großkritiker bevorzugte damals die Lounge Lizards. McCoy Tyner war zu dieser Zeit zweimal beim Montreux Jazz Festival zu Gast, einmal mit Paquito D‘Rivera, Chico Freeman und Arthur Blythe und einmal mit John Scofield, Freddie Hubbard, Joe Henderson und Louis Hayes. Diese unfassbaren Besetzungen können einen einschüchtern, aber nicht „the real McCoy“: Er lässt seine Pranken über die Tasten fliegen, jedes Stück dauert mindestens zehn Minuten (sein Sohn schreibt in den Liner Notes, dass McCoy einfach nicht aufhören konnte zu spielen). 2009 mit Bill Frisell (zupackend wie selten) und Gary Bartz (der in „Fly With The Wind“ kurzerhand die Führung übernimmt) klingt Tyner dann schon wesentlich gesetzter, mit „Ballad For Aisha“ endet das epochale Album auf einer überraschend ruhigen und berührenden Note.