Meshell Ndegeocello
No More Water: The Gospel Of James Baldwin
(Blue Note/Universal)
Natürlich gibt es kein schlechtes Ndgeocello-Album. „The Omnichord Real Book“ gewann zuletzt, völlig zu Recht, einen „Grammy“ und die Bewunderung der internationalen Presse. Aber ist es im Sinne der Kunst, dem Hörer erst ein dickes Lyrics-Booklet an die Hand zu geben, damit der ein Musikalbum wirklich goutieren kann? Die Texte von James Baldwin sind zweifellos komplex, der Dichter, der heuer 100 geworden wäre, behandelte Fragen von Identität, Homosexualität und Ungleichheit – und wer könnte Topoi wie strukturellen Rassismus und justizielle Ungerechtigkeit besser in Musikform gießen als das politisierte US-Bass-Genie Meshell Ndgeocello? Acht Jahre hat die gebürtige Berlinerin an „No More Water“ gearbeitet, Dutzende Freund/-innen standen ihr zur Seite, man meint schon die „Meisterwerk!“-Urteile der Kritiker/-innen zu hören. Doch die langen Spoken-Word-Beiträge ermüden schnell und die wiederkehrenden biblischen Motive dürften Agnostiker eher befremden.