Michael Thomas
The Illusion Of Choice
(Criss Cross/Harmonia Mundi)
Man könnte den Albumtitel auch so deuten: Es wäre eine Illusion zu denken, man hätte die Wahl – in New York etwas anderes, als diese ganz spezielle Art von Jazz zu spielen. Village Vanguard, Smoke, Smalls und wie sie alle heißen, prägen das Klischee dieser Musik bis heute, allen moderneren Keimzellen zum Trotz. Und so hat auch der junge Altsaxofonist Michael Thomas keine andere Wahl, vor allem, wenn er beim Criss-Cross-Label von Jerry Teekens anheuert, das schon immer wie ein Klon von Alfred Lions und Francis Wolfs Blue Note anmutete. Bei Criss Cross weiß jeder, was er bekommt: Guten, teilweise vorzüglichen Hardbop, den typischen amerikanischen Ostküstensound eben, der sich im Laufe der Jahrzehnte allenfalls marginal verändert hat. Nur die Protagonisten wechseln, wie der durchaus interessante 30-jährige Thomas mit seinem rhapsodischen Ton, der an Lee Konitz erinnernden Linienführung und des kompositorischen Talent, oder des energetischen, zupackenden Pianisten Manuel Valera. Teekens findet immer wieder solche Rohdiamanten, aber es stellt sich die Frage, ob sie eines Tages auch einmal in Europa zu hören wären. Wahrscheinlich eine Illusion.