Michael Wollny Trio
Nachtfahrten
(ACT/edel)
Etwas hat Michael Wollny gebremst. Vielleicht das Thema „Nachtfahrten“, mit dem er sich assoziativ Ideen der schwarzen Romantik nähert, womöglich aber auch ein weiterer Wechsel in der Band. Denn nach Eva Kruse und Tim Lefebvre ist nun Christian Weber an der Reihe, dem Team als Bassist zu dunklen Tönen zu verhelfen. Allerdings ist die Erwartungshaltung auch hoch, nachdem „Weltentraum“ im künstlerischen Spektrum Wollnys einen Quantensprung bedeutete. So nimmt der Pianist sich diesmal zurück, sucht in seiner Wunderkammer nach Ankern, die sein Trio am Diffundieren hindern. Inspirationen kommen von E.A. Poe, von der Musik zu „Twin Peaks“ und „Psycho“, zwischendurch auch aus dem besonderen Harmoniekosmos von Wollnys Lehrer Chris Beier. Insgesamt ist das 14-teilige Programm aber mehr Meditation als Revolution, schließlich kann sich auch Wollny nicht ständig neu erfinden. Und damit sind er und sein Trio in ihrer post-expressionistischen Gruppensprache noch immer weit vorne.