Miles Davis

Miles In France – The Bootleg Series Vol. 8

(Columbia/Sony)

Miles Davis – Miles In France – The Bootleg Series Vol. 8 (Cover)Miles, der Innovator, der Gamechanger, derjenige, der im Jazz fast ein halbes Jahrhundert lang ständig neue Türen öffnete. Aber Miles, der Trompeter? Vor allem durch seine spärlichen, auch krankheitsbedingten Minimalintermezzi auf der Zielgeraden seiner Karriere hielt sich lange beharrlich die Meinung, seine instrumentalen Fähigkeiten wären begrenzt. Wahrscheinlich braucht es die achte Folge der Bootleg-Serie, die den Champ 1963 in Antibes und 1964 in Paris präsentiert. Wer nach dem Genuss der Sechs-CD-Box noch immer behaupten mag, Miles Davis wäre seines Instrumentes nicht mächtig gewesen, der sollte vielleicht über einen Besuch beim HNO-Arzt nachdenken. Auf über vier Stunden erweist sich der „Prince Of Darkness“ als Meister der Attack, der selbst in der wuseligen Version von „So What“ nie die Kontrolle über seine Notenkaskaden verlor. Die bislang unveröffentlichten Aufnahmen von „Miles In France“ belegen aber auch die Bedeutung seines Quintetts, bei dem neben Herbie Hancock, Ron Carter und Tony Williams 1963 noch George Coleman anstelle von Wayne Shorter mitwirkte. Das vom Anfang des Jahres verstorbenen Michael Cuscuna mitproduzierte Werk dokumentiert den Wandel vom wolkenverhangenen „Kind Of Blue“ hin zu mehr Aggressivität, dramatischen Höhen und kraftvoll phrasierenden Tiefen.

Text
Reinhard Köchl
, Jazz thing 156

Veröffentlicht am unter Reviews

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