Misha Mullov-Abbado

New Ansonia

(Edition Records/Harmonia Mundi)

Misha Mullov-Abbado – New Ansonia (Cover)Vielleicht war das mit dem Jazz ja nur eine Frage musikalischer Präferenzen, möglicherweise aber auch ein Versuch der Abnabelung vom Elternhaus. Misha Mullov-Abbado ist der Sohn des weltberühmten italienischen Dirigenten Claudio Abbado sowie der russischen Geigenvirtuosin Viktoria Mullova. Die klassische Musik, mit der er aufwuchs, hat sich zwar in seinem Denken und seinem Herzen verankert, aber der in London lebende Kontrabassist wurde auch von vielen anderen Einflüssen geprägt, von Count Basie über Charlie Parker bis hin zu Stevie Wonder. Nun liegt Mullov-Abbados Debütalbum in Quintett-Besetzung (plus Gästen, inklusive Muttern) vor und lässt aufhorchen. Schon das sanft wiegende Eröffnungsstück präsentiert einen Musiker mit Hang zu Sentimentalem, zu starken, manchmal fast hymnischen Melodien. Im weiteren Verlauf zeigt „New Ansonia“ einen Komponisten, der viel von Dynamik und Stimmführung versteht, der aufwühlend schön gesetzte Klangfarben auseinander treiben lässt, wenn die Zeit für einen Kontrast geboten ist, und der die ursprünglichen Tönungen des Arrangements dann nach kurzem Gewirr wieder zusammenführt. Sein vom Pianisten Julian Joseph mitproduzierter Einstand ist ein Versprechen, auf das man sich einlassen sollte.

Text
Ssirus W. Pakzad
, Jazz thing 111

Veröffentlicht am unter Reviews

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