Nils Wogram
Muse
(nWog/edel)
Wie viele Ensembles hat dieser Mann eigentlich? Nils Wogram (49), Ausnahmeposaunist und Wahl-Schweizer, hat jetzt jedenfalls noch ein weiteres Ensemble mehr. Es heißt Muse und spielt in einer vermutlich einmaligen Instrumentierung. Neben Wogram bilden Hayden Chisholm (Altsax), Gareth Lubbe (Bratsche und Obertongesang) und Kathrin Pechlof (Harfe) das neue Quartett. Also kein Schlagzeug, kein Bass, kein Klavier, keine Gitarre – Muse klingen wie keine Jazzband zuvor. Die 13 fantastischen Stücke, die Wogram für Muse geschrieben hat, reflektieren und nutzen das besondere, weiche Legato-Timbre dieser Instrumentekombination. Manches lebt da aus einem gedämpften Pulsieren, anderes erinnert an die Cool-Jazz-Avantgarde von 1950, dann wieder geht es in Richtung Barock oder Balkan. Die geringe Lautstärke der Harfe verlangt jederzeit eine dezente Dynamik, auch in den Improvisationen. Vielleicht könnte man die Musik von Muse als neuen Third Stream beschreiben – eine Kammerästhetik neben Jazz und Klassik. Klanglich sanft, aber musikalisch ein Hammer.