Nils Wogram Septet
Complete Soul
(nWog/Harmonia Mundi)
Nils Wogram konnte sich schon immer den Luxus eines eigenen Kopfes leisten. In dem gebührt dem großen Kollegen Albert Mangelsdorff ein Dauerplätzchen. Irgendwie logisch, dass der 39-Jährige nun mit seinem Septett eine innovative Idee aufgreift, die Mangelsdorff schon Anfang der 1960er-Jahre faszinierte: die Verzahnung von Jazz, europäischer Musik und südostasiatischen Einflüssen. Genauso wie „Now Jazz Ramwong“ damals besticht „Complete Soul“ heute weniger durch solistische Glanztaten als vielmehr durch ein klares Konzept, eine gewisse Spielhaltung, ein musikalisches Ideal, in dem sich die instrumentalen Farben zu einem surrealen Gemälde vermischen. Dazu bedarf es einer Reduzierung des Egos der einzelnen Musiker, eine Art Corpsgeist, der nur mit absoluten Könnern wie Claudio Puntin, Matthias Schriefl, Frank Speer, Tilman Ehrhorn, Steffen Schorn und John Schröder möglich ist. Allesamt Alphatiere, die niemandem mehr beweisen müssen, wie gut sie sind. Dafür beweisen sie, welch großartige, spannende, intime, transzendente, lebensnahe Musik möglich sein kann, wenn Individuen ihre Kräfte zu einer Einheit bündeln. Schön auch, dass Wogram in seinen spärlichen Einsätzen Mangelsdorffs Multiphonics reanimiert, jene bahnbrechende Technik, um die andere Posaunisten immer noch einen weiten Bogen machen. Nicht nur deshalb ist „Complete Soul“ ein geradezu unglaubliches, ein fantastisches Album!