Nils Wülker
Continuum
(Warner)
Gut möglich, dass einige dieses Album nicht für jazzkompatibel halten. Weil Nils Wülker diesmal sein farbiges, emotionales Trompetenspiel nicht nur in seine Workingband mit Pianist Jan Miserre, Bassist Sven Faller und Drummer Matthias Meusel einbettet, sondern zudem über die weiten Klanglandschaften des BR Münchner Rundfunkorchesters fliegt. Aber Easy Listing ist „Continuum“ deshalb keineswegs. Eher eine Art Opus magnum des 44-Jährigen, der zehn Titel lang erstaunlich griffig und plastisch eine faszinierende (Zwischen-)Bilanz seiner 20-jährigen Entwicklungsgeschichte zieht. Wülker schrieb die Stücke primär für den 60-köpfigen Klangkörper, der die Musik prägt, interagiert und zum Teil sogar führt. Dank der Arrangements von Hans Ek (e.s.t. Symphony) und Craig Armstrong (Massive Attack), nicht zuletzt aber auch durch die einfühlsame Art des erst 26-jährigen Dirigenten Patrick Hahn verweben der Klangkörper und das Ensemble völlig miteinander, ohne zu banalisieren oder sich zu neutralisieren. Nie klang Wülker größer. Dennoch hebt das Werk auch bislang eher vernachlässigte Gabe des Wahl-Münchners hervor: sein Komponistentalent.