Beim hochwissenschaftlichen Darmstädter Jazzforum im Herbst 2011 hinterließ ausgerechnet Nils Wülker den nachhaltigsten Eindruck. Als einziger der Referenten hatte er kein Skript in der Tasche und improvisierte sich quasi durch sein Referat. Eine Eigenschaft, die Jazzkritiker dem Trompeter in seinem Hauptberuf dann und wann tatsächlich absprechen. Zu kalkuliert, zu berechnend sei seine Musik. Darauf muss Wülker nicht mehr reagieren, gerade nach einem Album wie „Just Here, Just Now“. Denn Diskussionen wie diese branden bei smarten Multitalenten, die Trompete spielen und noch dazu vom Erfolg begünstigt werden, fast periodisch auf. Dabei spielt Wülker Jazz – heute mehr denn je. Eine besondere Form, die in zehn grandios klaren, einfachen, aber nie oberflächlichen Tracks ohne Umschweife auf den Punkt kommt. Der Wahl-Hamburger erzählt mit seiner Band um den Gitarristen Arne Jansen, den Pianisten Lars Duppler, den Kontrabassisten Eward Maclean sowie Drummer Benny Greb spannende, kurzweilige Geschichten, bei denen man den Wunsch verspürt, sie so lange wie möglich im Gedächtnis zu behalten. Er kreiert Melodien, die dem Ohr guttun, ohne es zu manipulieren. Und er setzt einen Anspruch, den die meisten Verteidiger der reinen Lehre längst nicht mehr erfüllen können: Nils Wülker ist authentisch und virtuos zugleich. Ein lupenreiner Jazzer im Hier und Jetzt.