Nina Simone
You've Got To Learn
(Verve/Universal)
Der Wind bläst heftig ins Mikrofon, die Gitarre klingt grotesk mulmig, immer wieder ist so etwas wie ein nervtötendes Übersteuerungsfiepen zu hören. Man kann wirklich nicht behaupten, dass der bislang unveröffentlichte Mitschnitt von Nina Simones Konzert beim Newport Jazz Festival 1966 ein Fest für Hi-Fi-Feinschmecker wäre. Es spricht für das zeitüberdauernde Charisma der Sängerin und Pianistin, die in diesem Jahr ihren 90. Geburtstag gefeiert hätte, dass all das keine Rolle mehr spielt, sobald sie loslegt. Zumal das halbstündige Konzertprogramm all das in nuce beinhaltet, was Simone ausmachte: Da steht ein kraftvoller Aufruf zur Selbstermächtigung („You‘ve Got To Learn“) neben einem archaischen Holler („By My Husband“), da wechseln sich ein deftiger Blues (der von Abbey Lincoln getextete „Blues For Mama“) und die bittere Rassismusanklage „Mississippi Goddamn“ (hier zynisch swingend) mit ergreifend zarten Momenten ab („I Loves You Porgy“ und „Music For Lovers“). Gegen diese Frau kommt nach wie vor kein Sturm an.