Nicht allein die Tatsache, dass Ornette Coleman nach anderthalb Jahrzehnten Studio-Abstinenz überhaupt eine neue Platte vorlegt, ist die Sensation dieser Einspielung. Die weitaus größere Sensation ist die Musik selbst. Die Aufnahmen sind nicht brandneu, sondern in einer Reihe von Recording-Sessions um den 80. Geburtstag des Saxofonisten entstanden. Heute wäre der demente Musiker dazu nicht mehr in der Lage. Doch was er da im Verein mit Produzent und Trompeter Jordan McLean, Schlagzeuger Amir Ziv und Keyboarder Adam Holzman zu Gehör bringt, ist nicht weniger als der grandiose Abschluss einer einzigartigen Lebensleistung. Eingebettet in teils verstörende elektronische Sounds, lässt Coleman seine unverwechselbaren Altsax-Ornamente erklingen. Die Stücke sind allesamt kurz, frei von jeder Redundanz und auf das Wesentliche reduziert. Torsi, Ausschnitte, Skizzen, Gedankenfragmente – ganz wie man will. Gerade weil man Ornette so noch nie gehört hat, ist es ein viel typischeres Coleman-Album als alles, was er nach „Virgin Beauty“ aufgenommen hat.

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Bezugsquelle: System Dialing Records