Pablo Aslan Quintet
Piazzolla In Brooklyn
(Soundbrush/Membran/Sony)
Als der Schöpfer des Tango Nuevo Ende der 1950er-Jahre in New York weilte, ließ er sich vom wilden Spirit, von den Klängen, die in der Luft der Stadt lagen, vereinnahmen und versuchte sich mit Studiomusikern an einem Zwitter aus Jazz und Tango. Das Resultat fand er damals alles andere als zufriedenstellend. Hut ab vor so viel Selbstkritik: ein Album „Take Me Dancing“ sei eine Scheußlichkeit, befand Astor Piazzolla. Nun versucht der im Big Apple ansässige argentinische Bassist Pablo Aslan mit seinem aus lauter Landsleuten bestehenden Quintett die vermeintliche künstlerische Scharte des Tango-Gottes auszuwetzen. In von Aslan neu kolorierten Stücken, die auf Original-Arrangements von Piazzolla basieren, gelingt den fünf Südamerikanern eine organische Verbindung der zwei Stile (mit einem manchmal solistisch etwas hüftsteifen Leader). Mit viel Verve und Dynamik machen sie sich ganz ungezwungen über das Material her. Tango in Reinform ist zwar eine hoch emotionale, dramatische und glutvolle Musik – aber sie gehorcht oft einer formalen Strenge, die wenig Freiheit zulässt. Diese Form vermag der Jazz im Idealfall aufzubrechen. Und kann den Geist des Tangos mit frischem Atem beleben.