Peter Ehwald

Septuor De Grand Matin

(Jazzwerkstatt/jazzwerkstatt.eu)

Peter Ehwald – Septuor De Grand Matin (Cover)Oft wird dem Jazz nachgesagt, er sei die Musik der „blauen Stunde“, wenn die Helligkeit des Tages in die Dunkelheit der Nacht übergeht und die Konturen im Zwielicht verwischen. Peter Ehwald, Saxofonist, Komponist und Bandleader, stellt dieses Klischee mit seiner neuen CD „Septuor De Grand Matin“ (auf Deutsch: „Septett der frühen Morgenstunde“) und gleichnamigen Septett auf den Kopf und nimmt sich die Tageszeit vor, in der man gerade wach geworden ist, sich womöglich den Schlaf aus den Augen reibt und das anstehende Tagwerk vorbereitet. Kompositorisch greift er auf die Neutöner der klassischen Moderne zurück, als vor 100 Jahren Schönberg und Co. der angeblich atonalen Musik Struktur und Form gaben, und verknüpt dies mit der gestalterischen Freiheit des Jazz der 1960er- und ‚70er-Jahre. Harfe (Kathrin Pechlof) und Flügel (Stefan Schultze) fächern Ehwalds Klangtrauben auf und führen die Harmonik über die tonale Grenze hinaus. Eine weibliche Gesangsstimme (Almut Kühne) webt Störgeräusche in die oftmals leise tönenden Texturen, während Kontrabass (Matthias Akeo Nowak) und Schlagzeug (John Schröder) am rhythmischen Fundament rütteln. Eloquent phrasierte, stets auch emotional schattierte Girlanden vom Tenor (Ehwald) konterkarieren geradezu den improvisatorischen Flow drumherum, lassen die dynamische Amplitude mal nach oben, mal nach unten ausschlagen. Erfrischend kammermusikalischer Avantgarde-Jazz.

Text
Martin Laurentius
, Jazz thing 128

Veröffentlicht am unter Reviews

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