Review plus: Gropper/Graupe/Lillinger
Der Bandname Hyperactive Kid passte einfach nicht mehr. Saxofonist Philipp Gropper, Gitarrist Ronny Graupe und Schlagzeuger Christian Lillinger sind längst keine „Kids“ mehr – vor allem keine hyperaktiven –, sondern mittlerweile älter als 30 Jahre. Zudem arbeiten die drei Berliner Musiker seit nunmehr 14 Jahren kontinuierlich zusammen. Es war also Zeit, den Namen zu streichen und sich einen neuen zu überlegen – aus Hyperactive Kid ist nun schlicht Gropper/Graupe/Lillinger geworden; allerdings mit dem „erklärenden“ Zusatz: „the band formerly known as Hyperactive Kid“. Am improvisatorischen Gefüge hat sich wenig geändert, wie es das neue Album „Riot“ (WhyPlayJazz/NRW) zeigt.
Bei Lillinger laufen die Fäden zusammen. In seinem polyrhythmischen Spiel ist die Eins nur noch zu erfühlen, seine stets durchbrochenen Beats lösen das strikte Raster des Metrums auf. Damit schafft Lillinger überhaupt erst die Basis für die zumeist schroffe, kantige und sperrige Improvisationsmusik dieses Trios. Graupe setzt sich mit seinem siebensaitigen Instrument auf diese Basis, verschränkt zum Beispiel Bass- und Akkordfunktion ineinander und verschleiert mit seinem harmonisch offenen Single-Note-Spiel ein tonales Zentrum, während Gropper auf dem Tenorsaxofon unter anderem mit weiten Intervallsprüngen breite dynamische Prozesse anstößt. Für diese Studio-CD hat man sich zudem den „Luxus“ von Post-Production erlaubt. Zuvor im Studio aufgenommene Phrasen wurden am Mischpult neu editiert, um als kurze Interludes wie Störfeuer zu wirken. Natürlich ist „Riot“ von Gropper/Graupe/Lillinger ein passender Kandidat für „review plus“. Aus dem Album gibt es deshalb das Titelstück der CD: als Stream zum Hören ebenso wie zum „Free Download“.