review plus: Arild Andersen
„Interplay“ ist ein zentraler Begriff, mit dem der norwegischer Jazzmusiker Arild Andersen beschrieben werden kann. „Für ,Interplay‘ ist die Tatsache entscheidend, dass man genauso viel zuhört wie man spielt. Das war mir wichtig, auch weil ich als Bassist Teil dessen sein wollte, was vorne passierte“, erzählte der Kontrabassist in der Artikelreihe „European Jazz Legends“ unserem Autor Götz Bühler: „Es sollten drei oder vier gleichberechtigte Stimmen sein.“ Am 15. April 2016 setzte Andersen dann seine Worte in die Tat um: bei einem Konzert der Reihe „European Jazz Legends“ im Theater Gütersloh, mit seinem Trio mit den beiden jungen Norwegern Helge Lien (Piano) und Gard Nilssen (Drums).
Für Andersens Improvisationsmusik ist noch ein weiter Begriff von Bedeutung: „Sound“; einmal als Klangfarbe des Instruments, die durch den persönlichen Instrumentalstil geformt wird, dann aber auch als „Gruppenklang“, wie er durch das Zusammenspiel der Musiker entsteht. Die sechs langen, in Gütersloh live aufgenommen Stücke der CD „The Rose Window“ (Intuition/in-akustik) sind Musterbeispiele dafür, wie selbstverständlich der mittlerweile 70er-jährige Andersen mit seinem warmen, analog-holzigen Ton auf dem Kontrabass zwischen seiner Rolle als Leader und als Impulsgeber im Hintergrund wechselt. Das voraushörende Zusammenspiel mit seinen beiden jüngeren Partnern lässt seinen Modern Jazz gleichermaßen kompakt wie durchlässig klingen, ad hoc aus dem Stegreif wird der Fluss der farbig-melodiösen Improvisationsmusik dieses Trios mal gebremst, mal wird ihr freier Lauf gelassen: eloquent phrasiert, poetisch im Ausdruck. Natürlich ist Andersens „The Rose Window“ ein passender Kandidat für „review plus“. Aus dem Album gibt es deshalb das Stück „Dreamhorse“: als Stream zum Hören ebenso wie zum „Free Download“.
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Arild Andersen