Quest

Circular Dreaming

(enja/Soulfood)

Quest – Circular Dreaming (Cover)Quest gehört zu jenen Allstar-Formationen, die sich niemals trennen, aber dennoch zu keiner Phase in der Routine einer Working Band erstarren. Dave Liebman, Richie Beirach, Ron McClure und Billy Hart leben eine offene Musikerbeziehung, in der jeder tun darf, was er will. Vielleicht hält gerade diese Einstellung bei dem Quartett mit dem Faible für das gepflegte modale Spiel die Lust am klanglichen Abenteuer selbst nach über drei Jahrzehnten frisch. Denn mit „Circular Dreaming“ vollführen die vier abermals einen Seiltanz, bei dem die Möglichkeit des Scheiterns vom ersten Ton an wie ein Damoklesschwert im Raum schwebt. Liebman, Beirach, McClure und Hart verneigen sich vor dem Miles-Davis-Quintett zwischen 1964 bis 1968 und dessen wichtigstem Stückelieferanten, Wayne Shorter. Nicht indem sie den harmonischen Schwebezustand und die Abstraktheit von Kompositionen wie „Footprints“, „Nefertitti“ oder „Pinocchio“ einfach nur reproduzieren, sondern ihre gesamte Struktur freilegen. Was einst bei Miles lediglich als Stichwörter für das interaktive Geschehen diente, entwickelt sich bei Quest zu einem intensiven emotionalen Erlebnis. Dass die Combo dabei – nicht nur wegen Liebman – mit ihrer eleganten, kraftvollen, erdigen Spielweise mehr an das Coltrane-Quartett als an den „Prince of Darkness“ erinnert, beschert dem erstaunlich vitalen Projekt einen zusätzlichen Reiz.

Text
Reinhard Köchl
, Jazz thing 97

Veröffentlicht am unter Reviews

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