radio.string.quartet.vienna
Posting Joe - Celebrating Weather Report (Live)
(ACT/edel)
Einerseits stört der Applaus. Denn bei „Posting Joe – Celebrating Weather Report (Live)“ arbeitet das radio.string.quartet.vienna mehr noch als früher mit dem Aufbau von Stimmungen, Schwebungen, kleinen Verschiebungen von Linien, klangschillernden Details, Flageoletts, angedeuteten Tönen. Die Stücke haben jedes für sich eine spannungsleitende Dramaturgie, die aus den Originalen von „Birdland“ bis „In A Silent Way“ kleine kammermusikalische Hörfilme macht, deren Fluss als Ganzes durch so etwas Schnödes wie Applaus unterbrochen wird. Allerdings hilft dieser Kunstgriff auch, nicht nur die Bühnenenergie des Ensembles mit auf die Platte zu holen, sondern auch den ganz großen Bogen von der Einleitung bis zu „Volcano For Hire“ nicht sukzessiv steigern zu müssen. So wird das Programm mit sieben Stücken aus dem Joe-Zawinul-Fundus, zwei Originals und einem Song von Wayne Shorter ein erstaunlich emotionsdichtes Kompendium der Adaptionen, das strukturell klar bei den Vorlagen bleibt, ihnen ihr Eigenleben lässt und sie dennoch mit den Mitteln der Streichinstrumente und dezenter Klangkosmetik umdeutet. Und schließlich hat der Applaus doch noch ein unterhaltsames Moment. Denn man hört, wie unterschiedlich sich das Publikum der über Europa hinweg entstanden Aufnahmen von der Stimmung hat mitnehmen lassen. Der Finne klatscht anders als der Österreicher, auch eine Erkenntnis.