Rainer Tempel & Die Ersatzbrüder
Polyphonic
(Rodenstein/MVH)
Mit großspuriger Wucht bahnt sich die Posaune von Andreas Tschopp ihren Weg durch das dichte Liniengeflecht, das der Pianist Rainer Tempel, vielen als wagemutiger Big-Band-Arrangeur bekannt, für „Polyphonic“ entworfen hat. Dritter im Bunde ist Tschopps Bruder Matthias am Baritonsaxofon, und diese ungewöhnliche Besetzung macht allein schon einen Großteil des Reizes dieser Aufnahme aus. Denn die beiden geblasenen Tieftöner ergänzen sich nicht nur prächtig und fächern sich zu immer neuen Klangbildern auf, sie reiben sich auch heftig aneinander. Tempel will mit dieser Band zurück zu den Frühformen der Polyphonie – und so finden sich vorrangig Fugen und Kanons auf dieser CD. Das erinnert an Vorbilder wie das Modern Jazz Quartet und folgerichtig ist John Lewis‘ „Concorde“ daher auch die einzige Fremdkomposition auf dem Album. Die harmonische Dichte des eigentlich asketischen Programms bietet immer wieder neues Ohrenfutter und so bietet „Polyphonic“ auch demjenigen genug Stoff, der sich für den akademischen Hintergrund der Musik nicht interessiert.