Ralph Alessi
Quiver
(ECM/Universal)
Was sein Leaderdebüt 2013 andeutete, das unterstreicht dieses Album nun mit einigen kräftigen Fanfarenstößen: Ralph Alessi ist der präsenteste, farbenreichste Jazztrompeter der Gegenwart. Wo der 52-Jährige mitspielt, da klingt grundsätzlich alles besser. Seine beeindruckenden technischen Fähigkeiten, seine frappierende Sensibilität im Umgang mit dem musikalischen Material, seine überreiche Fantasie und seine besondere lyrische Note erinnern mitunter an Kenny Wheeler und Miles Davis. Das Beste: Selbst in schwermütigen Stimmungen greift er nicht zum Flügelhorn, sondern bleibt bei der Trompete. Dieses dynamische, ausdrucksstarke Instrument verdient einfach Protagonisten wie ihn. Alessis Lieblings-Rhythmsection um Bassist Drew Gress und Drummer Nasheet Waits macht auf „Quiver“ einfach dort weiter, wo „Baida“ aufhört. Nur am Piano mengt jetzt Gary Versace der Gemengelage einen etwas impressionistischeren Touch bei. Zehn Themen voller flirrendem Esprit, vier Musiker, die einander zuhören, die Wege des anderen mitgehen, blitzschnell die Richtungen wechseln. All dies ergibt ein faszinierendes Fanal für den Individualismus des Kollektivs.