Rantala Danielsson Erskine
How Long Is Now?
(ACT/edel)
PRO
Nach seiner letztjährigen Soloarbeit über John Lennon verlässt sich der finnische Pianist Iiro Rantala überwiegend auf seine kompositorischen Fähigkeiten. Für die Umsetzung formierte Iiro Rantala mit dem Bassisten Lars Danielsson und Schlagzeuger Peter Erskine ein neues Trio. Allerdings geht es dem Gespann nicht um einen klassischen Piano-Trio-Jazz, wie er heute so lasch runtergespult wird. Wohl um dieser Falle zu entgehen, konzentriert man sich auf „How Long Is Now“ auf eine sanft rhythmische Musik, die zwar verführerisch groovt, dabei aber dank der Virtuosität der Beteiligten alles andere als eindimensional ist. Doch das Hinreißendste an dieser Platte ist, dass man in jedem Moment spürt, wie begeistert Rantala und seine Kollegen davon sind, einfach nur grandiose Melodien zu spielen. Und die stecken beim Hören derart an, dass nicht nur die Füße vergnügt wippen.
Olaf Maikopf
KONTRA
Mit einem halben Dutzend Alben seit seinem ACT-Einstieg 2011 zählt Iiro Rantala längst zu den Stars des Labels. Der Pianist ist ein brillanter Techniker, dessen Bach-Interpretationen so einfallsreich sind wie seine Adaptionen klassischer Jazzthemen. Der Liebhaber schöner Melodien stellt die eigenen Kompositionen stets unter das Motto „Keep it simple“. Was ihm bisher weitgehend gelungen ist, nämlich virtuose Einfachheit und Klarheit mit Substanz zu zelebrieren, entgleitet auf „How Long Is Now“. Die Einfachheit fällt der Eingängigkeit zum Opfer, Virtuosität schleicht sich davon und selbst der berühmte Humor des Finnen schlägt nach hinten aus, wenn er ein harmloses Stückchen als „Snapchat“ betitelt. Und zu guter Letzt verpasst das Trio der Hendrix-Perle „Little Wing“ ein Easy-Listening-Feeling, das an Gefälligkeit kaum zu überbieten ist.
Uli Lemke