Ray Anderson
Marching On – Solo Trombone
(Double Moon/Bertus)
Soloposaune, den Lauf einer ganzen CD lang; das muss man sich erst einmal trauen, denn eine Posaune ist ein karges, manchmal auch störrisches Ding, üblicherweise kann es nur einen Ton auf einmal spielen. Und dann muss man etwas mitzuteilen haben, etwas, was über das übliche Verdächtige hinausgeht, über den gesanglichen Samtklang des Instruments, über die Gewissheit einer Melodie, etwas, was auf dem basiert, was jeder einzelne Ton an Informationsüberschuss produziert. Unter den Posaunisten des modernen Jazz war Ray Anderson schon immer derjenige, dessen Spiel ganz besonders von der enormen Fülle verbotener Klänge aus dem Arsenal von frühen afroamerikanischen Jazzposaunisten wie Vic Dickenson oder Trummy Young geprägt war. Auf „Marching On“, seinem Posaunensoloalbum, breitet er nun ganz im Sinn der Alten aus, wie sich Spaß und Herzenswärme mit einem Instrument verbinden, für das die Unterscheidung zwischen legitimem Ton und illegitimem Geräusch, Musik und Lärm nicht besteht.