Richie Beirach
Leaving
(Jazzline/Broken Silence)
Wer wissen will, wie „Deutschlands wahrscheinlichst glücklichster Jazzmusiker“ (laut Jazz-thing-Porträt in Heft 146) klingt, ist bei der ersten Soloaufnahme von Klaviergroßmeister Richie Beirach seit 1981 bestens aufgehoben: Auf „Leaving“ präsentiert sich der seit seiner Hochschulpensionierung auf einem Bauernhof in der Pfalz lebende 75-Jährige in Bestform. Mit seinem charakteristischen glasklaren Anschlag, seinem Assoziationsreichtum und seinem großen harmonischen Umdeutungsvermögen gräbt der US-Amerikaner beherzt den Boden um bei Standards wie „Round Midnight“ oder streichelt zärtlich die zarten, aus dem Boden sprießenden Keime wie in dem mit Satie flirtenden „Some Other Time“ und dem berührend-verspielten „Blue In Green“. Die französisch wirkende Leichtigkeit mag sich auch dem Auftrittsort verdanken, einem Weingut in der Nähe von Bordeaux. Was bestens zum Genuss des komplex gereiften Beirach passt.