Rigmor Gustafsson
When You Make Me Smile
(ACT/edel)
PRO
Vielseitig wie selten zuvor zeigt sich Rigmor Gustafsson. Ihr erfahrenes Live-Trio erweiterte sie um eine blitzende Bläsersektion, mit dem Orchester Dalasinfoniettan konnte sie ihre Musik mit strahlender Broadway-Atmo ausstatten. Darüber hinaus war sie auch als Komponistin fleißig und hat das Album produziert, gemeinsam mit Ollie Olson. Die Opulenz des Klangkörpers dimmt sie geschickt herunter, alle Songs wirken luftig, leicht, beschwingt. Zuweilen beschränkt sie sich auch auf ihr Trio und die Bläser, dann geht’s in Richtung R&B oder tönt, als küsste sie Mose Allison wach. Die Reise geht mittendrin nach Brasilien, hier und da streift Rigmor locker-phrasierend auch einen Klassiker oder fabriziert eine lustige Bluesgeschichte und mit Eagle Eye Cherry genehmigt sie sich ein samtiges Duett in Sachen Soul. Ein gefühlvolles Album ohne auch nur einen Hauch von Sentimentalität.
Uli Lemke
KONTRA
Es gibt Sängerinnen, bei denen ist immer Weihnachten. „When You Make Me Smile“ klingt wie der Soundtrack zu einer Hollywoodschmonzette mit künstlichem Schnee in New Yorker Straßen, ein wenig sentimental, der Himmel voller Geigen. Die schwedische Schwelgerin lässt sich dafür vom Orchester Dalasinfoniettan begleiten, außerdem von ihrem gewohnten Quartett und Gästen wie dem Vielfachbläser Magnus Lindgren, was aber dem Klangbild eher akustischen Puderzucker hinzufügt. Es ist erstaunlich, wie passgenau Gustafsson jede Form von Jazzgefühl verfehlt, swingfrei, mit modulationsarmer, wenig ausgreifender Stimme. „When You Make Me Smile“ rückt sie näher an eine Karen Anne Carpenter als an eine Sarah Vaughan heran. Rigmor Gustafsson hat mit ihren Liedern schlicht das Fach verfehlt. Im „Adult“-Schlager könnte sie es aber zur Autorität schaffen.
Ralf Dombrowski