Composers: Dieses Wort steht beinahe trotzig neben jedem der elf Titel. Mal tauchen die Namen aller drei Protagonisten auf, mal der von Roscoe Mitchell und Tyshawn Sorey, mal nur Mitchell allein. Komponieren bedeutet für sie spielen, improvisieren. Jede Note, jeden Ton, jede Pause. Mitchell, eine der Galionsfiguren der AACM, arbeitet nach diesem Prinzip seit fast einem halben Jahrhundert. Bis heute hat der 72-jährige Reedsplayer nichts von seinem selbstlosen Wagemut, seiner jugendlichen Vitalität und seiner kühnen Intellektualität eingebüßt. Das Drei- Generationen-Projekt mit Drummer und Multiinstrumentalist Sorey sowie Trompeter Ragin besticht wie immer bei Mitchell durch eine klare Architektur im Kopf, die ihm unkontrollierte Ausbrüche jeglicher Art verbietet, aber dennoch Momente voller aufrichtiger Emotionen zulässt. Etwa in „The Way Home“, in dem sein Alto eine bedrückende Aura der Traurigkeit verbreitet. Sorey erweist sich als grandioser, fintenreicher Schlagwerker, der leise tastend leere Räume ausfüllt und für Hugh Ragins schreiende, gepresste Ausbrüche („Scrunch“) eine perfekte Abschussrampe baut. Die drei gehen bei der Suche nach dem großen ästhetischen Ziel ineinander auf. Ein hinreißendes Fanal für kreative, von jeglichen Trends befreite Musik – gerade im 21. Jahrhundert!