Ruff Sound Quartet
Peace - Ode To The Music Of Ornette Coleman
(Challenge Records/New Arts International)
Gerüchten zufolge soll Ornette Coleman noch hunderte Stunden Musik auf Bändern und Festplatten bei sich lagern, die nicht ediert sind und von ihm zu Zwecken der Selbstkontrolle archiviert wurden. Vielen Musikern aber genügt bereits, was bisher vom Genius der avancierten Jazzmoderne erschien. Das noch junge Ruff Sound Quartet beispielsweise widmet sein Debütalbum „Peace – Ode To The Music Of Ornette Coleman“ gleich ganz dem Vorbild und nimmt sich fünf Kompositionen von „Lonely Woman“ bis „Latin Genetics“ vor, um sie, ergänzt um „Song For Che“ von Charlie Haden und drei eigene Lieder, aus seiner Perspektive zu interpretieren. Ohne Harmonieinstrument, dafür mit Joris Posthumus am Alt- und Mete Erker am Tenorsaxofon, dem Bassisten Guus Bakker und Drummer Pascal Vermeer loten sie die Wechselspiele aus, die ihre Besetzung bietet, entlang der Idee der Harmolodics, Colemans mehr intuitiv und energetisch als theoretisch festgelegtem Klangsystem. Im Kontrast zu ihrem Vorbild wirkt vieles davon streng arrangiert, und selbst die scheinbar frei fließenden, langsamen Passagen haben die Aura von Kammermusik. Es ist ein europäischer Blick auf Ornette, aber das ist ja legitim bei einer holländischen Band.