Ruth Wilhelmine Meyer
Klangbiotoper
(Ozella/Galileo MC)
Die Blätter im Wind, oben am Ormeggine-Berg? Ein Regentropfen, der auf einem Stein landet, irgendwo im Telemark? Es wispert und flüstert in diesem skandinavischen Natur-Szenario, sogar Atemgeräusche füllen die Stille, die den Raum einnimmt. Ruth Wilhelmine Meyer verzichtet ganz auf die Wucht ihrer Stimmgewalt und tut sich mit einem Klangforscher zusammen, der mit Stock, Stein und anderem Naturmaterial arbeitet: Terje Isungset. Der Perkussionist des rhythmisch Ungebundenen greift auch zu Maultrommel und Schafglocken, Meyer singt Nonverbales oder interpretiert recht frei alte Volksweisen Norwegens, lediglich eine Tuba und Saxofone pendeln in diesem übrigens audiophilen „Klangbiotoper“ mit, über das die Sängerin erzählt, es sei „ein Mittel, mit Orten, Gewächsen und Kreaturen in der Natur in einen Dialog zu treten“. Immerhin findet sich an einer Stelle ein jazziger Verweis auf Jan Garbarek und die außergewöhnlich schöne Interpretation eines Grieg-Liedes beschließt das großenteils kontemplative Opus, das als politische Botschaft verstanden sein will.