Sam Decker
Shrove
(Sunnyside/Broken Silence)
Schostakowitschs Partituren, Strawinskys „Petruschka“ und das zweite Quintett von Miles waren schuld: Von den ersten beiden ließ sich der New Yorker Saxofonist Sam Decker für die Instrumentierung und die Benennung seines ersten echten Jazzalbums inspirieren, von Letzterem stammt das Reibungsverhältnis zwischen sparsamen Melodien und offenen Akkorden. Es ist die Vermischung der Stimmen von Tenorsaxofon und Klarinetten (Michael Sachs), die der zwischen rhythmisch gebundenem Pulsieren und abstrakter Motivik schwebenden Musik Deckers eine wiedererkennbare Einfärbung verleiht. Mit Dov Manski an Klavier und E-Pianos, Aryeh Kobrinsky am Bass und Nathan Ellmann-Bell an den Drums als aufmerksame Anspielpartner umschlingen sich die Holzbläser wie Balletttänzer oder keifen sich stotternd an. Das alles lebt vom Geist der Freiheit, ist aber keineswegs formlos. Ein gelungener Spagat.