Sebastian Gahler
Electric Stories
(Jazz Kitchen/The Orchard)
Für seine „Electric Stories“ hat der Düsseldorfer Sebastian Gahler den akustischen Flügel in die Ecke gerollt und sich stattdessen mit analog-elektrischen Tasteninstrumenten umgeben. Schön, dass er den glockigen Sound des Fender Rhodes mit dem eher crunchy klingenden Wurlitzer kombiniert und dann auch noch frühe Synthesizer wie einen Moog vor sich stehen hat. Doch dieser Instrumentenpark ist es nicht alleine, was Gahlers elektrische Geschichten so spannend klingen lässt. Vielmehr faszinieren diese Achsen zwischen Gahlers nonchalanter Zurückhaltung an den Keyboards und der mit raumgreifendem Ton und phrasierender Eloquenz geblasenen Posaune des Amerikaners Andy Hunter, zwischen der rhythmischen Prägnanz von Nico Brandenburgs E-Bass und Niklas Schneiders lässig getrommelten Grooves auf dem Drumset, der mit crispem Sound gespielten Gitarre von Martin Feske und einem Denis Gäbel, der leicht wie nichts auf dem Tenor über die Akkorde hinwegfliegt. Nur hört der Rezensent in „Electric Stories“ nicht etwa den Jazz-Funk der Mwandishi- und Headhunters-Jahre eines Herbie Hancock, wie es der Waschzettel meint, sondern hat eher die mittleren Crusaders, den Hancock von „Mr. Hands“ oder Lee Ritenour als Assoziationen im Ohr. Aber gut: Ansichtssache.