Silke Eberhard / Dave Burrell
Darlingtonia
(Jazzwerkstatt/Records)
Ob Duke Ellington, Thelonious Monk oder Archie Shepp – für Dave Burrell tun sich keine Gräben auf, in die er zunächst den einen versenken muss, um dem anderen die Hand zum Aufstieg reichen zu können. Burrell reicht auch der Saxofonistin Silke Eberhard die Hand, die schon mit ihrer Gruppe Potsa Lotsa dem Werk von Eric Dolphy neuen, frischen Atem einhauchte. Sie und Burrell lernten sich während eines Jazzwerkstatt-Festivals 2009 kennen, wo sie ihre Kenntnisse über den jeweils anderen vertiefen konnten. Denn Burrell hatte sich bereits mit Eberhards Coleman-Auseinandersetzung beschäftigt, sie schätzte den Pianisten als Musiker auf Shepps Alben. Das Material auf „Darlingtonia“ ist improvisiert, spontan in die Atmosphäre transportiert während eines gemeinsamen Konzertes im November 2010 in der Berliner Kunstfabrik Schlot. Die Unmittelbarkeit der Klangentstehung zeichnet sich durch Dialoge aus, die ohne Punkt und Komma der musikalischen Freiheit gewidmet sind. Die Käfernamen für die sieben Stücke fanden erst im Nachhinein zur Musik – ob Spanische Fliege („Lytta Vesicatoria“) oder Asiatischer Marienkäfer („Harmonia Axyridis“). Doch kommt es letztlich gar nicht auf Benennungen an, die musikalischen Ideen und das Spektrum der Klänge verhindern jedweden letzten Seufzer. Ein Stück Perfektion in Einzelschritten – Silke Eberhard und Dave Burrell agieren ohne Konkurrenzdruck in Höchstform.