Kann man aufgrund des Bandnamens Rückschlüsse auf die Musik ziehen? Möglicherweise geht es um das Miteinander dieses jungen Schweizer Quartetts, eine tiefe innere Verbindung. Wahrscheinlicher erscheint jedoch ein Wortspiel mit den Namen von Trompeterin Sonja Ott und Schlagzeuger Philipp Leibundgut, die zusammen mit dem Pianisten François Lana und dem Bassisten Jules Martinet tatsächlich eine Einheit bilden. Den vieren gelingt es, mit ihrem Erstling einen dichten, feinstofflichen Klangraum zu bauen, dessen Gewebe sich mal als lose, straff, luftig oder wackelig erweist. Wer Bezüge zu großen Vorbildern braucht, der könnte sich mit Tomasz Stankos „Litania“-Phase Ende des vergangenen Jahrtausends behelfen. Doch dass So Lieb Quartet besticht vor allem durch rasante polytonale Muster und spannende Diskurse, bei denen es um immer heißere Sommer („The Summer Is A Creep“) sowie politische und soziale Herausforderungen geht, die durch den Klimawandel entstehen. Und weil sich Ott, Leibundgut, Lana und Martinet trotz ihrer instrumentalen Fähigkeiten zuallererst als Einheit verstehen, finden sie damit auch Zugang zu jedem Ohr.