Sons Of Kemet
Lest We Forget What We Came Here To Do
(Naim/Indigo)
Die Sons of Kemet stellen grundsätzliche Fragen, allen voran: Was eigentlich soll Musik? Die erste Antwort ist bereits die Besetzung des Londoner Quartetts: zwei Schlagzeuge, Tuba und wahlweise Tenorsaxofon oder Bassklarinette. Keine Kombination für Konsum, aber eine Basis für Frenetisches, Kraftvolles, klar Konturiertes. Zweitens der Stil: Die Sons of Kemet entwickeln auf ihrem zweiten Album „Lest We Forget What We Came Here To Do“ eine Art post-kolonialistisch-urbanen Karibik-Sound mit starker narrativer, hypnotischer Komponente. Die Strukturelemente sind schlicht, schamanenhaft trommelbetonte, fortlaufende Rhythmen, Motivwiederholungen mit schrittweiser Modifikation auf zumeist gleichbleibender tonaler Basis, Konzentration auf Energieströme, Verdichtungen, Emphase. Daraus ergibt sich drittens Musik, die mit ihrer Mischung aus Reduktion und Nachdruck die Grenzen jazzigen Selbstbezugs überschreitet. In den 1990ern wurde viel von „Urban Tribes“ gesprochen. Die Sons of Kemet nehmen diesen Gedanken wieder auf und spielen Beschwörungsmusik für die Stadtstämme der Gegenwart.