Squeezeband
Squeeze Live
(Jawo/Challenge)
Ein gefundenes Fressen für alle pensionierten Jazzpolizisten: Wagt es doch hier wieder mal eine dieser zeitgeistigen Musik-AGs, sich mit den Ingredienzien des verhassten Pop (oder besser: des HipHop) bei irgendeiner Zielgruppe anzubiedern! Wobei die Human-Beatbox des Italieners Nino G. im Intro von „Monsieur Bibendum“ oder Chico Freemans „Bonita Latina“ in der Tat wie ein Frontalangriff auf empfindsame Jazzerseelen wirkt – aber letztlich absolut passt. Der amerikanische Tenorsaxofon-Dandy gehört wie der Klangerzeuger, der israelische Altsaxofonist Gilad Atzmon, der kubanische Gitarrist Dany Martinez oder der italienische Posaunist Gianluca Petrella zu jenem Allstar-Konglomerat, das der Schweizer Schlagzeuger Reto Weber im März 2010 zur Burghausener Jazzwoche mitbrachte, um es dort nach Herzenslust auszuquetschen. Das 2003 von Weber mit eidgenössischen Talenten aus der Taufe gehobene Projekt erhält sein Profil selbstredend durch den prägnanten Sound besagten Human-Beatboxers. Aber vor allem der grandiose Petrella und der wegen seiner fragwürdigen politischen Äußerungen zunehmend ins Abseits geratene Atzmon peppen den kunterbunten Multikulti-Stil-Cocktail zu einer fiebrigen Tanzmucke auf, bei der es außerdem jede Menge Gelegenheiten zum Genauerhinhören gibt. Dennoch macht die Squeezeband in erster Linie Spaß. Was im Jazz längst keine Todsünde mehr sein muss.