Stefano Bollani
Joy In Spite Of Everything
(ECM/Universal)
Er sei einfach ins Studio gegangen und hätte gelassen abgewartet, was passieren wird. Die musikalische Beziehung, die der italienische Klaviervirtuose Stefano Bollani mit den beiden Dänen Jesper Bodilsen (Bass) und Morten Lund (Schlagzeug) pflegt, ist über Jahre hinweg bestens erprobt. Für ein neues Album stockte sich der mediterran-nordische Dreier in New York zum Quintett auf. Die Europäer trafen im Juni 2013 auf den Gitarristen Bill Frisell und den Tenorsaxofonisten Mark Turner. Nie zuvor hatten die Musiker in dieser Konstellation gespielt, und doch schien die Chemie zu stimmen, denn selten hört man Aufnahmen, die gleichzeitig so tiefenentspannt wie intensiv klingen. Mit einem neckischen Tänzchen beginnt „Joy Inspite Of Everything“ und die heitere Atmosphäre setzt sich für ein, zwei Nummern fort, bis dann gedämpftere Stimmungen aufziehen. Egal, welches Tempo eingeschlagen wird, nie fühlt sich einer der Musiker zur Leistungsschau verpflichtet. Der liebevolle Umgang miteinander dominiert dieses anspielungsreiche Album, das manchmal etwas verträumt tönt, viel versteckten Witz aufweist und verschiedene Mentalitäten und Einflüsse unter einen Hut bringt. Ein Wort zu Frisell: Selten hat man ihn so reduziert gehört. Er spielt fast nie im Schwebemodus und verzichtet beinahe vollständig auf Soundmodifikationen. Bemerkenswert ist ein verspieltes Duo mit Bollani, das übrigens dem Pianisten Teddy Wilson gewidmet ist. Würde man nie drauf kommen.