Sun Ra
Lights On A Satellite – Live At The Left Bank
(Resonance/Bertus)
Der Zufall will es manchmal, dass zur selben Zeit zwei Alben unter demselben Titel erscheinen. Der hier besprochene Live-Mitschnitt von 1978 hat nichts gemein mit dem neuen Album, das zeit- und namensgleich vom Sun Ra Arkestra unter Leitung von Marshall Allen erscheint. In dem Konzert von 1978 hören wir den Saturngeborenen noch selbst in allerbester Spiellaune. Das Konzert beginnt mit einem spitzen Duo von Drums und Synthesizer, bei dem Letzterer den Sieg davonträgt, bevor die gesamte Band einsteigt. Die späten 1970er waren eine Art Transformationsphase für das Arkestra, in der Sun Ra von seinen wilden Experimenten der 1960er- und Free-Funk-Ausflügen der mittleren 1970er-Jahre wieder zu traditionelleren Formaten zurückkehrte. „Lights On A Satellite“ hat von alledem etwas, und deshalb macht dieses Doppelalbum so viel Spaß. Es ist eine repräsentative Zusammenfassung von allem, was Sun Ra mit seiner orbitalen Arche sein konnte, in einem einzigen Konzert. Chaos und Struktur geben sich immer wieder die Klinke in die Hand. Sun Ra agiert wie ein intergalaktischer Hütehund, der seine furiose Asteroiden-Bande immer wieder ins gemeinsame Magnetfeld teletransportiert. Wie ihm das hier gelingt, ist nicht weniger als spektakulär.