Es ist die Wiederaufnahme eines alten Rezepts. Im Jahr 1979 trafen sich Tania Maria und der Bassist Niels-Henning Ørsted Pedersen in Kopenhagen und nahmen ein Duo-Album auf. Damals war die Pianistin und Sängerin aus São Paulo in ihren frühen 30ern und auf dem besten Weg, sich als eleganter Jazz-Export Brasiliens in der Szene zu etablieren, während ihr Gegenüber vor Virtuosität und Einfallsreichtum nur so sprühte. Es wurde ein Sahnehäubchen des brasilianisch gefärbten Jazz und ist für viele bis heute das beste Album, das Maria jemals verwirklicht hat. Mehr als drei Jahrzehnte später nun nimmt sie mit „Tempo“ den Faden wieder auf, diesmal mit Eddie Gomez an ihrer Seite. Doch die Zeiten haben sich geändert. Längst weiß man, dass Maria ihren synkopierenden Klavierstil eigentlich Kollegen wie Cesar Camargo Mariano abgeschaut hat, längst kennt man ihre süßlichen, geschmeidigen Gesangsphrasierungen, die auf Dauer eher auf die Nerven gehen, aber das Ohr umschmeicheln. Vor allem aber fehlt ihr inzwischen der Pep, sich auf eine derart reduzierte Besetzung einzulassen. Die Musik wirkt müde, die Stimme stellenweise flat und Kollege Gomez ist trotz einiger hurtiger Passagen kein Partner, der mitzureißen versteht. So ist „Tempo“ leider nur ein gealterter Aufguss dessen, was Tania Maria vor mehr als drei Jahrzehnten bereits vorbildlich präsentiert hat.