The Comet Is Coming

Hyper-Dimensional Expansion Beam

(Impulse!/Universal)

PRO

The Comet Is Coming – Hyper-Dimensional Expansion Beam (Cover)Der britische Starsaxofonist Shabaka Hutchings bläst zum vierten Streich seiner afrofuturistischen Band The Comet Is Coming. Sein stoisch schnatterndes Stakkato hebt sich immer noch von tausend anderen Saxofonisten ab, der Soundtrack darunter ist aber wesentlich synthetischer und Groove-orientierter als auf den drei bisherigen Alben. Vom Saxofon, einer Shakuhachi-Flöte und einigen Drum-Parts abgesehen, werden alle Sounds auf dem Album elektronisch erzeugt. Shabaka gehört zu den wenigen Musikern unserer Zeit, die dem Jazz noch etwas genuin Neues hinzuzufügen haben. Sein Sound wirkt gleichermaßen kosmisch wie urban, distanziert wie intim. Dieser Sog zieht uns durch den Traum einer futuristischen Glimmer-Utopie, an der wir uns so lange wie möglich festhalten möchten, um nicht in die triste Realität zurückgeworfen zu werden.
Wolf Kampmann

KONTRA

Dieses Album sieht hervorragend aus. Es klingt fantastisch. Sein Konzept ist afrofuturistisch, praktisch, gut. Einer der Köpfe dahinter ist Darling der britischen Nu-Jazz-und-weit-mehr-als-das-Szene, zu Recht gekrönt als King Shabaka. Vielleicht, denkt man, ist dieser mythenfreudige Musiker sogar ein Kaiser. Und dies sind seine neuen Kleider. Denn sosehr man den „hyperdimensionalen Dehnungsstrahl“ des Kometen in all seiner pornösen Synth-Drum-Sax-Drastik mögen möchte, so schwer machen es einem die anstrengend aufgeplusterten Ideenfetzen und dieses animalisch verzerrte Sax-Stottern, mal Wolf, mal Ziege, meist aufgescheuchtes Huhn. Hört man hinter die „Wall Of Sound“, kommen eher schüchterne Melodiewesen zum Vorschein, bestenfalls ein „Love Supreme“-artiger Blues („Angel Of Darkness“) oder die Brachialballade „The Hammer“.
Götz Bühler

Text
Wolf Kampmann, Götz Bühler
, Jazz thing 146

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