Tigran Hamasyan
For Gyumri
(Nonesuch/Warner)
Für „An Ancient Observer“ habe er nur die Hälfte der zur Verfügung stehenden Kompositionen verwenden können, ließ Tigran Hamasyan im Jazz-thing-Interview zur Veröffentlichung des Soloalbums verlauten. Aus dem Fundus der Überbleibsel hat der armenische Pianist nun ein halbstündiges Werk gestrickt, das er der Stadt seiner Geburt widmet. „For Gyumri“ ist allerdings keineswegs Resteverwertung der üblichen Sorte. Im Gegenteil wirkt der kompakte Nachschlag im Ganzen stimmig und kohärent, weniger pathetisch als manche Stücke des Vorgängers. Auch auf dem Minialbum lässt sich unter den Einflüssen, die Hamasyan zu den fünf Kompositionen inspirierten, die alte Folklore seiner Heimat erahnen, und er arbeitet mit den gleichen Mitteln: Tastenklänge mit Postproduktion von strahlenden bis hin zu dumpfen Sounds, hier und da ein wenig Stimme mit klagendem Falsett, ein kleines bisschen Vokalperkussion. Aber die Atmosphäre dieses lyrischen Albums mit seinem leichten Hang zur Melancholie zieht den Hörer stärker in Bann; einfach, weil es wie aus einem Guss klingt.