Till Brönner
The Good Life
(Sony)
Bei einem Album wie diesem drängt sich die Frage auf: Wie sieht das Publikum von Till Brönner eigentlich aus? Sind es eher die popaffinen Gelegenheitshörer, die Michael Bublé nur vom Hörensagen kennen, aber ihn trotzdem gut finden? Oder die Jazz-Nerds alter Prägung, die jubeln, dass „unser aller Till“ nun endlich wieder swingt? Eine Antwort darauf wird einem der erfolgreichste Jazzmusiker Deutschlands selbst kaum liefern wollen. „The Good Life“, Brönners erster Arbeitsnachweis für seine neue Plattenfirma, bewegt sich zwischen allen Stühlen – nicht zum ersten Mal. Der 45-Jährige klingt zwar traditionell, aber er schert sich keine Bohne um die Tradition. Songs wie „Sweet Lorraine“ oder „Love Is Here To Stay“ werden im Original von markanten Stimmen getragen. Dass Brönner auch eine hat, wissen seine Fans. Nun setzt er diese zum ersten Mal relativ gleichberechtigt neben der Trompete ein. Im gewissen Sinn ist die neue CD aber auch ein Nach-Hause-Kommen zum „alten“ Jazz. Drummer Jeff Hamilton hielt dem Tausendsassa bei seinem Debüt „Generations Of Jazz“ vor 22 Jahren den Steigbügel. Er, Bassist John Clayton sowie – doch, tatsächlich – Larry Goldings am Piano sorgten im ehemaligen Ocean Way Studio von Los Angeles für eine megaentspannte Westcoast-Atmosphäre. Vielleicht ist es ja gerade dieser leichte, heitere, unbeschwerte, auch ein wenig melancholische Groove, der kaum spürbar an der Grenze zur Seichtheit entlangdümpelt, den die Leute an Till Brönner mögen. Der Mann bleibt ein faszinierendes Phänomen. Und eine Herausforderung.